Die Seiser Alm

Jetzt haben wir dir schon so viel über den Zallinger erzählt und dabei das wichtigste fast vergessen. Sag uns Bescheid, wenn wir allzu sehr ins Schwärmen kommen, ja? Denn wenn wir einmal loslegen, über die Seiser Alm zu reden, sind wir nur schwer in Zaum zu halten. Aber das ist ja kein Wunder. Denn davon gibt es hier oben mehr als genug. Im ganz Kleinen und im Großen. Hast du es gemütlich? Dann legen wir los!

Kannst du dir das vorstellen? Dort, wo wir jetzt sitzen, war einmal ein richtiger Urwald. Die Menschen der mittleren Steinzeit kamen hier hoch, um zu jagen. Später, wahrscheinlich in der Bronzezeit, fingen die Leute an, den dichten Fichtenwald in Weideland für ihr Vieh zu verwandeln. Sie ist schon sehr faszinierend, die Geschichte der Seiser Alm. Die alten Römer haben ihre Spuren hinterlassen und man munkelt, dass einer sogar einen ganzen Sack römischer Goldmünzen gefunden hat. Wir waren es nicht. Schade eigentlich. Aber trotzdem sind wir steinreich: Schau dich nur mal um! Wer sonst hat so einen 360-Grad-Rundumblick auf die Dolomitengipfel? Wenn wir schon bei den Zahlen sind: Mit ihren 56 Quadratkilometern ist die Seiser Alm die größte Hochalm Europas, seit 2009 gehören wir auch zum UNESCO Weltnaturerbe.

Wenn's irgendwo besonders schön ist, müssen höhere Mächte ihre Finger im Spiel haben. Das dachten zumindest unsere Vorfahren. In ihren alten Geschichten, von denen auch wir noch ein paar auf Lager haben, wimmelt es nur so vor lauter sagenhafter Gestalten und mythischer Kreaturen. Bestimmt hast du schon einmal von König Laurin gehört. Oder von den Saligen, den weisen Frauen. Manchmal, besonders in den lauen Sommernächten, wenn sich die Milchstraße zum Greifen nah über den Himmel spannt und die Glühwürmchen ihr Ballett aufführen, dann sind wir uns fast sicher, dass die Bregostans, die Kräuterfrauen, über die Wiesen streifen und heilkräftige Pflanzen pflücken. Du glaubst uns nicht? Dann lege dich einfach mal selbst auf die Lauer.

Sag mal, wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, uns zu besuchen? Lass uns raten: Instagram? Das würde uns nicht wundern. Denn fotogen ist sie, die Seiser Alm. Ganz gleich, ob im Frühling, Herbst oder Winter, dieses besondere Licht, das gibt es nur hier oben. Wenn du noch ein bisschen bleibst, kannst du ein besonderes Spektakel beobachten: Den Sonnenuntergang. So eine Farbenpracht hast du garantiert noch nie gesehen. Überhaupt: Wenn du sie lässt, wird dich die Seiser Alm nachhaltig verändern. Zum Guten versteht sich.